Lippstadt. Das Büro „heimspiel architekten“ aus Münster hat gemeinsam mit dem Stadtplanungsbüro Studio Schulz Granberg aus Berlin beim Wettbewerb für den Entwurf des neuen Stadthauses und die städtebauliche Entwicklung der südlichen Altstadt das Rennen gemacht. Nach fünfstündiger Sichtung und Beratung des überwiegend mit externen Fachleuten besetzten Preisgerichts, der sachverständigen Berater aus der Verwaltung und den politischen Vertretern aller Fraktionen stand am Ende einstimmig fest: Der Entwurf der Münsteraner wird mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
In dem zweiphasigen, bis zuletzt vollständig anonymisierten Verfahren hatte bereits Ende März dieses Jahres eine Fachjury aus unabhängigen Experten und Vertretern aus Politik und Verwaltung über die eingereichten städtebaulichen Konzepte beraten. Von den seinerzeit 16 eingereichten Entwürfen waren sechs ausgewählt worden, um in der zweiten Phase des Verfahrens den Entwurf auf städtebaulicher Ebene zu konkretisieren und die hochbaulichen Planungen für den Neubau des Stadthauses auszuarbeiten.
„Nach diesem relativ langen Verfahren sind jetzt natürlich alle unglaublich gespannt gewesen, welche Büros sich hinter den Entwürfen verbergen“, so Heinrich Horstmann, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Bauen bei der Stadt Lippstadt. Überzeugt haben die „heimspiel“-Architekten die Jury im städtebaulichen Bereich vor allem mit einer guten Erschließungsstruktur und einer ansprechenden räumlichen Aufteilung auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofes, das neben der Stadtverwaltung auch noch einen Lebensmittelmarkt und ein Parkhaus für die Mitnutzung durch das Krankenhaus vorsehen soll.
Die Umsetzung erfolgt bei dem Entwurf der Münsteraner Architekten durch drei unabhängige Gebäude, die als zusammenhängendes Ensemble erkennbar sind und insbesondere in ihrer Wirkung in Richtung Süden zur dort verlaufenden Jakob-Koenen-Straße und der Bahnstrecke einen ansprechenden Eindruck vermitteln. Die von der Jury als „intelligent“ bewertete Lösung, den ebenfalls in drei Bereiche aufgeteilte Verwaltungsbau von der Jakob-Koenen-Straße „einzudrehen“, führt zu einer guten Zugangssituation und öffnet den Blick auf das Gesamtensemble. Wege, Aufenthaltsorte und Parkplätze finden durch die Aufteilung angemessenen Raum.
Im Entwurf des Büros ist der Verwaltungsbau im östlichen Bereich des Geländes angeordnet – wie auch bei allen anderen zuletzt im Wettbewerb verbliebenen Entwürfen. „In unseren eigenen ersten Planungen haben wir den Verwaltungsbau eher im westlichen Bereich des Geländes gesehen“, erklärt Heinrich Horstmann, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Bauen und Mitglied des Preisgerichts. In den Entwürfen wiederum wurde eher die Nähe zur Innenstadt und zum Bahnhof gesucht. So geben auch die Verfasser des Siegerentwurfes an, dass sich „mit der Verortung im östlichen Teil des Grundstücks (…) nicht nur die Wege zu den anderen öffentlichen Gebäuden der Stadt verkürzt“, sondern auch „die Chance für ein neues urbanes Quartier mit hohen Qualitäten für Fußgänger und Radfahrer bei bester Anbindung an die Straßeninfrastruktur“ besteht.
Mit diesen Entwurfsgedanken konnte das Preisgericht viel anfangen. In der Bewertung der Preisrichter heißt es dazu: „Der zentrale Zugang vom Stadthausvorplatz und die gelungene Verbindung zur Cappelstraße werden sehr positiv bewertet. Durch die Verbindung und die Verdrehung an der Jakob-Koenen-Straße gelingt eine gute und maßstäbliche Zugangssituation. Dennoch hat das Stadthaus eine prägnante, und mit dem über dem Zugang liegenden, sichtbaren Ratssaal, eine angemessene Entscheidung.“
Auch im zweiten, hochbaulichen Teil konnten die „heimspiel“-Architekten überzeugen. Die eindeutige, zentrale Funktion des Verwaltungsgebäudes, dessen Haupteingang über den davorliegenden Platz erreicht wird, setzt sich innerhalb des Gebäudes fort. Die klare Orientierung im Gebäude und eine hohe Flexibilität im Grundriss wurden von der Jury positiv bewertet. Der gesamte Verwaltungsbau gliedert sich nach dem Siegerentwurf in drei Bereiche mit zwei Innenhöfen, die weitere Möglichkeiten der Nutzung eröffnen können. Die kompakte Bauform, die trotzdem eine gute Belichtung des Gebäudes ermöglicht sowie die ausgebildete Dachlandschaft bieten außerdem alle Potentiale zur Errichtung eines nachhaltigen Gebäudes.
Für die Mitglieder des Preisgerichts, das aus vier externen Architekten und Stadtplanern sowie Bürgermeister Christof Sommer, Fachbereichsleiter Heinrich Horstmann und Mirko Molt, Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, bestand, hatten die Münsteraner Architekten die Anforderungen sowohl im städtebaulichen als auch im hochbaulichen Wettbewerbsteil am besten umgesetzt. „Es ist eine starke Arbeit, die am ehesten eine Stadtverwaltung repräsentiert“, fasste es ein Jurymitglied zusammen.
Neben dem Siegerentwurf vergab das Preisgericht aber auch zwei weitere Preise an die Nächstplatzierten. Mit den drei Preisträgern wird anschließend ein Verhandlungsverfahren durchgeführt. Besonders im Blick behalten werden dabei die Bau- und Unterhaltungskosten der Planungen.
Vom 10. bis zum 30. August 2019 werden alle Modelle in der Alten Kapelle in der Thomas-Valentin-Stadtbücherei ausgestellt sein. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung werden voraussichtlich ein Mitglied des Preisgerichts und die Prämierten den Siegerentwurf präsentieren und das Konzept und die Idee dahinter erläutern.
Dokumente zum Wettbewerbsverfahren
1. Platz:
Büro „heimspiel architekten“ aus Münster mit dem Stadtplanungsbüro Studio Schulz Granberg aus Berlin
Dokumente zum Wettbewerbsverfahren